Rückblick auf die Eröffnungsausstellung
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Sarah WinterCommunications Managerin
Am 07. Mai haben wir mit Monira Al Qadiris spektakulärer Ausstellung SILOED BEINGS die Galerieflächen im Atrium sowie im Silo feierlich eröffnet. Die Ausstellung zeigte die große und materielle Vielfalt aus dem Oeuvre der Meisterin Al Qadiri: von Werken aus dem 3D-Druck, über Arbeiten aus Aluminium bis hin zu Glasarbeiten und Werken aus Plexiglas. Die Ausstellung setzte sich mit dem Thema der Transformation auseinander und bietet mögliche Interpretationen für eine Zukunft ohne natürliche Brennstoffe sowie Ressourcenverschwendung.
Werkserien in den Silos
SILOED BEINGS zeigte vier Serien aus den Jahren 2022–2023, die linear in den Silos angeordnet waren: Am Eingang waren Skulpturen der ORBITAL-Serie ausgestellt, in denen die Künstlerin Formen von Bohrköpfen aus der Erdölindustrie aufgreift und sie in fantastische Objekte verwandelt, die nicht in die Erde, sondern Richtung Himmel zu bohren scheinen.
Im zweiten Silo wurde das Thema Öl mit der Serie NAWA fortgesetzt. Die Aluminiumskulpturen bilden Muster aus Querschnitten von Kabelsystemen nach, die in der Erdölindustrie verwendet werden. Das Thema Erdöl setzte sich auch im dritten und vierten Silo fort, verweist mit den Glasskulpturen MAN OF WAR auf das Meer. Der Titel der Werkserie ist ein Wortspiel mit dem englischen „Man o' War“, was im Deutschen Portugiesische Galeere bedeutet (eine giftige Quallenart). Wie Menschen sind „Man o' Wars“ soziale Wesen, die in Kolonien leben. Gleichzeitig sind sie besonders fragil und ihre Tentakel hochgiftig.
Im letzten Silo wurden die ZEPHYR-Skulpturen gezeigt. Sie stellen biolumineszierende, einzelligen Organismen dar und bilden die ursprünglichen Bausteine des Erdöls, aus denen sich die Substanz über zig Millionen Jahre hinweg gebildet hat.
Aufblasbare Kunstwerke im Atrium
Die Ausstellung erstreckte sich bis in das Atrium des Bergson Kunstkraftwerks: Fast 20 Meter über dem Boden hingen die aufblasbaren Skulpturen aus der Serie BENZENE FLOAT. Mit ihnen vergrößerte Al Qadiri die Moleküle verschiedener petrochemischer Produkte wie zum Beispiel Benzin, Asphalt, oder Teer. Sie erinnern an das immense Ausmaß der Ölindustrie und ihren Einfluss auf alle Lebensbereiche.
9.500 begeisterte Besucher:innen
Zu unserer Eröffnungsausstellung, die vom 07. Mai bis 30. Juni zu bestaunen war, durften wir insgesamt 9.500 Besucher:innen im Bergson Kunstkraftwerks begrüßen. Monira Al Qadiri, die unsere Galerieflächen einweihte, zählt zu den bekanntesten Künstlerinnen des Mittleren Ostens und hatte bisher unter anderem Einzelausstellungen im Haus der Kunst (München), Kunsthaus Bregenz (Bregenz), Guggenheim Bilbao (Bilbao). Umso größer war die Freude, mit ihr im Bergson den Beriech der Visual Arts und die Kooperation mit der KÖNIG GALERIE zu eröffnen.
Großes Interesse
Die Ausstellung zog nicht nur interessiere Menschen jeglichen Alters zu uns ins Bergson. Manche waren so begeistert, dass sie ausgestellte Werke erwarben. Dazu zählen einzelne der prächtigen Glasarbeiten (MAN OF WAR) als auch die irisierenden NAWA-Skulpturen.
Interview mit der Künstlerin Monira Al Qadiri
Warum ist Monira eigentlich Künstlerin geworden? Was inspiriert sind, Was ist das zentrale Thema ihrer Arbeiten und warum fühlt sie sich manchmal wie eine Außenseiterin? Bergson Communications Managerin Sarah hat es im Interview mit der Künstlerin aus erster Hand für Dich herausgefunden.
Sarah Winter: Liebe Monira, die Galerie eröffnete mit Deiner Ausstellung SILOED BEINGS. Was war in der Ausstellung zu sehen und welche Verbindung besteht zu den Räumlichkeiten im Bergson Kunstkraftwerk?
Monira Al Qadiri: Ich fand es sehr interessant, meine Arbeiten in einem ehemaligen Heizkraftwerk auszustellen, da sich meine Arbeiten viel mit dem Thema Energie beschäftigen, sowohl im abstrakten Sinne als auch wortwörtlich mit dem Thema Brennstoff und Energie (Öl und Gas). Es fühlt sich an, als kämen die Kunstwerke in gewisser Weise nach Hause. Die Silos ermöglichten dabei Reflexion über Themen, über die ich oft nachdenke. Der Titel der Ausstellung bezieht sich auf die Silos im Bergson Kunstkraftwerk, in denen viele meiner Werke gezeigt wurden. Die Kunstwerke schienen dort durch den Boden zu sickern, als würden sie selbst durch einen Silo gefiltert.
SW: Was hat Dich dazu inspiriert, Künstlerin zu werden?
MAQ: Meine Mutter ist Künstlerin und Ich bin praktisch in ihrem Atelier aufgewachsen. Anstatt mit Spielzeug zu spielen, habe ich meine Kindheit in diesem kreativen Raum verbracht und Kunst gemacht. Ich habe nie darüber nachgedacht, etwas anderes zu tun, und ich verdanke dieses Erbe meiner Mutter.
SW: Öl ist ein zentrales Motiv Deiner Arbeiten. Erzähl uns mehr über Deine persönliche Verbindung zum Thema und wie Du es künstlerisch angehst.
MAQ: Ich komme aus Kuwait, einem Land, das stark vom Öl abhängig ist. Es zieht sich wie ein roter Faden durch die Geschichte meines Lebens und meiner Region, zwischen Genie und Wahnsinn. Das Thema Energie ist eines der drängendsten Themen unserer Zeit und ich beschäftige mich schon sehr lange damit.
SW: Im Bergson Kunstkraftwerk möchten wir allen Menschen direkten Zugang zur Kunst bieten. In den letzten Jahren hast Du verschiedene Projekte im öffentlichen Raum entwickelt. Wie gehst Du auf Dein Publikum zu und wie stellst Du eine Verbindung her?
MAQ: Man kann sagen, dass ich als Künstlerin sehr öffentlichkeitswirksam bin, da das Schaffen von Kunst im öffentlichen Raum meine Leidenschaft ist. Ich möchte, dass Menschen, die nie Museen oder Galerien besuchen, die künstlerische Arbeit schätzen, auch wenn sie sie manchmal nicht vollständig verstehen. Ich versuche aus diesem Grund, meine Konzepte so gut wie möglich zu erklären. Kunst ist für mich eine öffentliche Mission.
SW: Als Künstlerin mit vielfältigem kulturellem Hintergrund: Wie bewegst Du Dich durch die globale Kunstszene und welche Herausforderungen oder Chancen hast Du auf Deinem Weg erlebt?
MAQ: Die Tatsache, dass ich in jedem kulturellen Kontext, in dem ich mich befinde, immer eine Außenseiterin bin, hielt ich früher für das, was ich tun wollte, für ein Hindernis. Nach all diesen Erfahrungen habe Ich jedoch das Gefühl, dass der Blick der Außenseiterin eigentlich eine Stärke ist, vor allem als Künstlerin. Er trägt zum Verständnis des menschlichen Daseins bei, anstatt es zu zerstören. Eine Außenseiterin zu sein, ist wirklich ein Privileg.
Vielen Dank für das Interview, Monira!