Bergson’s Rise
von Franz Schoch
Schon die Schwere der Türen beim Betreten lässt einen die Kathedralen-Kraft dieses Gebäudes spüren, und mit dem ersten Blick zur Decke wächst man gefühlt ein paar Zentimeter. So geht es mir jedes Mal. Bergson's Rise steht auf dem Programm, eine der allerersten Produktionen. Nach einer Idee von Programmdirektor Maximilian Maier und Artistic Director Roman Sladek, der ja auch Bandleader der Jazzrausch Bigband ist, dem Bergson-Hausorchester, das das Atrium auf vorher nie erlebte Weise mit Musik und Leben erfüllen möchte: Musiker, die sich durch den Raum bewegen. Zuhörer, die lauschend es auch tun dürfen, ja sollen. Was das wohl wird?
Zuerst kreisen die Gedanken: Wie ein Menetekel hängt grell leuchtend der Glasaufzug in zweidrittel Höhe im Eck des Heizkraftwerk-Altbaus. Ausgerechnet ein Fahrstuhl, meistbelächelter Klangraum überhaupt, dessen vielgescholtene Musik zur Beruhigung sardinendosenhaft erstarrter Menschenstatuen dient, die dabei die Stockwerke wechseln, aber selten den Gesichtsausdruck.
Doch dieser hier ruft in das tiefblau abgedunkelte Atrium hinein: Hier. Habt. Ihr. Raum. Und wie der klingt. Bewegt Euch endlich! Schwimmt hinein ins Blau.
Bergson's Rise ist ein Rausch, den man erst langsam spürt. Die Musik des Bergson-Hauskomponisten Leonhard Kuhn beginnt sanft und tastend und überraschend wie eine Handrücken-Berührung. Kuhn, der sich schon ins Bergson schlich, als es noch ein Lost Place war, um es als Hallraum für eine Kickdrum zu nutzen, schenkt seinen Zuhörern Zeit, wenn er behutsam die Bergson-Geschichte erzählt
Dann bewegen sich die ersten, manche tänzelnd, manche suchend, viele staunend. Diagonalen der Blicke wie Taschenlampen-Kegel. Die Räumlichkeit des Klangs weckt Neugier. Und ja, weichere Schuhsohlen empfehlen sich, denn geschmeidig schleichend macht es in den leiseren Passagen noch mehr Spaß.
Manchmal bekommt der Rhythmus eine Herzschlag-Monotonie, dann scheint das Atrium sich mit jedem Atemzug zu weiten, gar selbst als Raum zu atmen. Pulsierend. Entspannend. Dann flimmernd im Licht. Blinzelnd. Seufzend. Brüllend. Jubelnd.
Weil Blasinstrumente die Emotion der menschlichen Stimme zu einem klaren Klang veredeln, ist diese Musik eine Sprache, die jeder versteht. Und wie diese mal gehauchten, mal mit Verve gepressten Töne doch wie gerufen klingen. Wie einander zugerufen in diesem Raum.
Irgendwann endet es, ganz plötzlich. Begeisternd zwar, doch fast andächtig. Ein Bergson-Konzert scheint kein Finale zu haben, keinen Vorhang samt Schlussapplaus, eher einen Übergang, auf zum nächsten Neuanfang.
Das Bergson erwacht. Und wir reiben uns die Augen.
Unser erste Eigenproduktion: Bergson’s Rise mit der Jazzrausch Bigband
Das hast Du noch nie erlebt: Das immersive Partykonzert Bergson’s Rise! Immersiv? Partykonzert? Ja! Die Musiker:innen der Jazzrausch Bigband, unserem Orchestra in Residence, stehen mal vor Dir, hinter Dir, neben Dir und erkunden gemeinsam mit Dir die spektakuläre ehemalige Kesselhalle. So bist Du mitten im Geschehen, während Dir der satte Sound aus allen Ebenen um die Ohren fegt. Atmosphärische Klänge treffen auf pulsierende Techno-Beats. Der Show wird nicht nur still frontal gelauscht – tauche ein in einen Mix aus Partystimmung und perfekt gemachter Konzertmusik.